Aktuelles Buchprojekt: „Sarah Kirsch – Schreiben über Natur zwischen Ost und West“ (seit 2022; mit Marbach-Stipendium)

Mein aktuelles Forschungsprojekt beschäftigt sich aus (medien-) komparatistischer Perspektive mit Sarah Kirsch, die als eine der bedeutendsten Naturlyrikerinnen des 20. Jahrhunderts gilt. Der Schwerpunkt liegt auf ihren Gedichten und Prosatexten der 1980er Jahre, als die Autorin aus der DDR in den Westen übergesiedelt war und sie sich mit Ozonloch, Waldsterben und Tschernobyl auseinandersetzen musste. Angesichts der sich heutzutage noch drastischer ab­zeichnenden Klimaveränderungen stellt sich die Frage, welche lebensweltlichen und schrift­stellerischen Resilienzstrategien Sarah Kirsch im Umgang mit diesen Bedrohungen während dieser Zeit entwickelte. Wie setzt sie sich als studierte Biologin für den Erhalt von Biodiversität ein? Mit welchen multimodalen Medienformaten experimentiert sie? Welche Relevanz haben multispeziezistische Begegnungen (multispecies encounters) im kreativen Prozess des Schreibens? Inwiefern lässt sich Sarah Kirsch von Schriftstellerkolleginnen und -kollegen in Ost und West inspirieren, deren Werke sie intensiv zur Kenntnis genommen und übersetzt hat?

„Plant Studies – kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung“ (seit 2017)

Das Forschungsfeld der Plant Studies hat sich mittlerweile auch im deutschsprachigen Kontext etabliert. Ziel ist es, wie im Ecocriticism auch, den bis heute dominanten Anthropozentrismus zu überwinden und Pflanzen in den Fokus des literatur- und kulturwissenschaftlichen Interesses zu rücken. Dazu habe ich 2017 ein Panel bei der Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft in Gent geleitet und seitdem mehrere Aufsätze zur theoretischen Fundierung des Forschungsfelds, zu Hettches „Pfaueninsel“ und Powers‘ „Die Wurzeln des Lebens“ veröffentlicht. Das Grundlagenwerk „Literaturen und Kulturen des Vegetabilen. Plant Studies – Kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung“ ist 2022 in der Reihe Studies in Literature, Culture, and the Environment erschienen.

 

Habilitationsprojekt: „Schreibender Adel – Schreiben über Adel im langen 19. Jahrhundert“ (2011-2017; im Rahmen der Qualifikationsstelle an der Universität Vechta)

In meinem Habilitationsprojekt habe ich mich mit einem zentralen Paradigma der bisherigen Literatur­geschichtsschreibung auseinandergesetzt, demzufolge das 19. Jahrhundert dominant als bürgerliches Zeitalter gilt. Mit dem Fokus auf Eichendorff, Droste-Hülshoff und Fontane habe ich die bisherige Forschungsgeschichte des jeweiligen Autors/der jeweiligen Autorin analysiert – und konnte aufzeigen, wie sehr das Thema Adel trotz einzelner prominenter und fundierter Gegenstimmen eine Art ‚blinder Fleck‘ der bisherigen Forschung war. Es zeigt sich zudem mit Blick auf die soziale Herkunft und die jeweiligen Positionierungsstrategien (Pierre Bourdieu und Andreas Reckwitz), wie überaus präsent und vielfältig nicht nur der schreibende Adel, sondern auch das Schreiben über Adel war.

Publiziert in Buchform; mit Druckkostenzuschuss. Zudem zahlreiche Aufsätze zu einzelnen Aspekten veröffentlicht; Ergebnisse auf dem Germanistentag in Saarbrücken 2019 präsentiert.

DFG-Netzwerk-Projekt: „Ecocriticism: Mensch-Natur-Verhältnisse in der Gegenwartsliteratur“ (seit 2013, als Voll-Mitglied des DFG-Forschungsnetzwerks „Ethik und Ästhetik ökologischer Transformationen literarischer Repräsentationen“)

Neben Aufsätzen zu ‚Klassikern‘ wie Max Frischs „Der Mensch erscheint im Holozän“ und Christa Wolfs „Störfall“ habe ich mich im Rahmen dieses Netzwerk-Projekts auch Judith Schalanskys „Der Hals der Giraffe“ und Jenny Erpenbecks „Heimsuchung“ beschäftigt sowie theoretisch ausgerichteten Aufsätze zum Ecocriticism publiziert.

2015 Einführung in den Ecocriticism mit Gabriele Dürbeck herausgegeben; ebenso 2019 den Band „Ecolocial Thought in German Literature and Culture“; Tagung 2014 in Vechta organisiert; zahlreiche Vorträge zum Thema.

Postdoc-Projekt II: „Pückler-Muskau – Gartengestalter und Reiseschriftsteller“ (2010-2015)

Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) war in den 1830er und 1840er Jahren eine Berühmtheit – und ist es bis heute geblieben. Mit Blick auf die Ergebnisse der jüngeren Adelsforschung wird nach den spezifischen Strategien gefragt, anhand derer Fürst Pückler als Autor und Adliger zugleich in Erscheinung getreten ist. Die Studie zeigt, aufgrund welcher Faktoren Pückler den Weg in die Schrift­stellerei wählte und inwiefern sich adliges Selbstverständnis bereits innerhalb seines ersten Werks „Briefe eines Verstorbenen“ (1830/31) äußert. Eine Re-Lektüre der berühmten „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ (1834) weist Pückler als medial geschickt agierenden Repräsentationskünstler aus, der mit literarischen Mitteln sich und seinen Park in Muskau als in jeder Hinsicht herausragend darstellt. Anhand verschiedener Briefäußerungen, unter anderem gegenüber Ludmilla Assing und Eduard Petzold, wird schließlich untersucht, wie der Fürst vor allem auf lange Sicht agierte und so das spätere Pückler-Bild erfolgreich mitgestaltete. Insofern ist diese Studie auch eine über strategische Medienkommunikation.

Ergebnis 2015 in Buchform publiziert; mit Druckkostenzuschuss. Zudem verschiedene Aufsätze in unterschiedenen Kontexten zu Pückler-Muskau veröffentlicht.

Postdoc-Projekt I: „Neue Bäume braucht das Land. Zur Einfuhr fremder Baumarten nach Europa“ (2008-2010; im Rahmen der Postdoc-Stelle am DFG-Graduiertenkolleg „Interdisziplinäre Umweltgeschichte“ in Göttingen)

Ergebnis 2010 in Aufsatzform publiziert; darüber hinaus Aufsätze zum Status von Gartenkunst als Wissenschaft; zu Baumschulen als Orten der Wissensvermittlung und zum Berufsfeld des Hofgärtners und Gartenkünstlers.

Dissertationsprojekt: „Ein Garten der Literatur. Kulturelle Transformationen der Gartenkunst in Kassel-Wilhelmshöhe 1700-1806 (2003-2008; im Rahmen der interdisziplinären und internationalen Max-Planck-Research School in Göttingen)

Im Rahmen meines Dissertationsprojekts habe ich mich mit den Beziehungen und kulturellen Aus­tausch­prozessen zwischen Gartenkunst und Reiseliteratur beschäftigt, wobei ich mich dafür auf die Rezeptionstheorie von Wolfgang Iser bezogen habe und mit der theoretischen Annahme kultureller Transferprozesse (Peter Burke) gearbeitet habe. Dies schien mir umso fruchtbarer, als die Garten­gestaltung und Literatur im 18. Jahrhundert zunächst stark von französischen Vorstellungen (‚Barockgarten‘) und danach von englischen Einflüssen (‚Landschaftsgarten‘) geprägt war.

Ergebnis 2009 in Buchform publiziert, mit Druckkostenzuschuss der VG-Wort; Auszeichnung der Studie mit dem Kasseler Preis; nominiert für den Gartenbuchpreis Dennenlohe; die Studie war Teil des UNESCO-Welterbe-Antrags (erfolgreich).